Dienstag, 2. September 2014

Finja

Es ist echt unglaublich, wie viele "Buchanfänge" ich begonnen habe. Ich habe so viele Ideen, aber nicht die Geduld, sie alle fertig auszuführen. Gestern jedoch bin ich über eine Geschichte gestolpert, die ich vor etwa einem Jahr begonnen habe. Sofort hat mich wieder das Schreibfieber gepackt, und sobald ich etwas mehr Zeit habe werde ich vermutlich an genau dieser Geschichte weiterschreiben. Damit ihr einen kleinen Eindruck habt, könnt ihr hier den Anfang lesen. Die Geschichte heisst momentan noch "Finja", denn das ist der Name der Protagonistin. Wenn ihr Lust habt, könnt ihr mir gerne einen Kommentar mit einer Rückmeldung schreiben, wie euch die Geschichte gefällt. Ich freue mich sehr über jeden Input, Kritik, Lob, etc. J


Finja: Kapitel 1
Mit leisen Schritten schlich ich zur Küche. Jeder Schritt erzeugte ein dumpfes Geräusch, als meine Füsse auf dem Boden auftrafen. Wieso? Wieso konnte nicht alles so bleiben? Meine Gedanken gingen im Kreis. Mit einem kleinen Seufzen trat ich vor den Kühlschrank und öffnete ihn. Ich gab mir die grösste Mühe, kein Geräusch zu machen. Milch, Wurst, Käse, ein Apfel, Joghurt…  Joghurt! Ich streckte meine Hand aus, hielt jedoch inne. War das der richtige Weg? War essen das, was mir half? Vermutlich nicht. Doch gab es etwas, das mir half? Vermutlich auch nicht. Beherzt griff ich zu, packte den Joghurt und schlich zurück in mein Zimmer.
   Ich hatte schon ewig nicht mehr aufgeräumt, im Dunkeln musste ich aufpassen, auf nichts draufzutreten, was sich als nicht besonders leicht erwies. Nachdem ich mein Bett erreicht hatte, liess ich mich darauf fallen und öffnete den Joghurt. Ich versuchte, an nichts zu denken, doch wie immer gelang es mir nicht. Doch lieber befasste ich mich mit meinen Gedanken, als zu schlafen. Schlafen hiess träumen, und danach war mir nun wirklich nicht, denn ich wusste nur zu genau, was mich in meinen Träumen erwartete. Ian.  Nur schon der Gedanke an ihn liess die Härchen an meinen Armen aufstellen, dabei dachte ich unentwegt an ihn. Oder besser gesagt, was mit ihm geschehen war.
   Meine Augen begannen zu brennen, ich kämpfte dagegen an, doch schliesslich verlor ich und die Tränen flossen mir meine Wangen hinunter. Vergeblich versuchte ich auch das Schluchzen zu unterdrücken. Werde ich je wieder glücklich sein können? Werde ich je wieder gut träumen? Und warum lässt es mich nicht einfach los? Habe ich nicht von Anfang an gewusst, wie es herauskommen würde? Hatte ich etwa etwas anderes erwartet? Nein. Ich bin selber schuld. Ich habe mir etwas vorgemacht. Ich legte den halb aufgegessenen Joghurt zur Seite und mein Blick fiel auf die kahle Stelle an der Wand über meinem Schreibtisch. Bis vor kurzem hing dort ein Bild, ich hatte es abgenommen und in meine Schublade mit den Erinnerungsstücken gelegt. Es war ein Schnappschuss, Ian und ich an einer Party letzten Sommer. Seine grünen Augen waren von einer grossen Sonnenbrille bedeckt, in der Hand hielt er ein Bier, den anderen Arm hatte er um mich geschlungen. Er lachte, die Grübchen in den Wangen verrieten mir, dass es ein echtes Lachen war. Seine Grübchen zeigten immer, wie er fühlte, sie waren sozusagen das Tor zu seiner Seele. Die braunen Haare waren zerstrubbelt, wirr standen sie von seinem Kopf ab. Und dann ich. Ich hatte mich selten so glücklich gesehen. Ich schmiegte mich leicht an ihn, schaute nicht in die Kamera sondern ich blickte ihn an. Meine Haut war damals noch gebräunt von der Sonne, die rötlichen Haare glänzten in der Abendsonne, welche sie noch röter erscheinen liess. Meine Hände hielten einen Drink in der Hand. Es war ein Mojito, den Ian mir selbst zubereitet hatte. Ich lächelte, es schien, als ob mein ganzes Gesicht leuchten würde. Da war noch alles in Ordnung, nichts trübte die Stimmung, es war, als ob ich nur für diesen Sommer gelebt hätte. Und obwohl dieser eine Moment für immer in einem Bild festgefroren war, wünschte ich mir, er hätte für immer gewährt.

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